P wird im Oktober 3 und wir haben bisher jeden Winter auf Wollwalk gesetzt. Muss ich dazu etwas erklären? Wollwalk ist mittlerweile wahrlich kein Geheimtipp mehr. Ein wunderbares Material: fast winddicht, wasserabweisend (nicht wasserdicht!), kuschelig warm, aber so ausgleichend, dass es fast unmöglich ist, darin zu schwitzen, strapazierfähig und ganz und gar natürlich.
Die ersten zwei Winter hatten wir den Klassiker: den Wollwalkanzug von Disana. Wir waren im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit ihm. Vor allem merkten wir, wie viel besser sich P darin bewegen konnte, als andere Kinder auf dem Spielplatz, mit ihren dick wattierten Schneeanzügen. Außerdem beruhigte es mich, dass er nicht monatelang von grellbuntem Kunststoff mit ungewissen Inhaltsstoffen umhüllt wurde. Nie war ihm zu kalt und auch leichtem Regen, feuchten Rutschen und Schneebergen trotzte das Gewand. 2015/2016 musste das Outfit auch für Toilettenbesuche gewappnet sein und wir wählten eine Wollwalkjacke von hessnatur und eine Hose von Disana – beide Secondhand. Wieder überzeugten mich die Vorteile des Materials, aber ganz ehrlich: Mit der Jacke konnte ich mich nicht recht anfreunden. Sie war ganz breit geschnitten, so dass der Wind unten hinein pfiff, dafür aber viel zu kurz, wodurch der Rücken ganz schnell unbedeckt war. Die Ärmel waren dermaßen weit, dass sie beim Heben der Arme bis fast zu den Ellenbogen hoch rutschten und die Kapuze so kurz, dass man sie nicht einmal über den Kopf ziehen konnte. Wahnsinnig süß sah sie aus! Aber das Teil war wirklich nicht durchdacht. (Es handelt sich bei unserem Modell um ein älteres. Eventuell sind die Winterjacken von hessnatur mittlerweile ganz anders geschnitten. Eine aktuellere Wollfleecejacke der Marke finden wir toll.) P trug sie gerne und viel, würde diesen Winter auch theoretisch noch hinein passen, aber waldtauglich? Nein, das ist sie bestimmt nicht.
Als ich nun überlegte und recherchierte, was gekauft werden muss, zeigte sich, dass die meisten Waldkindeltern auf moderne Textilien setzen. Softshell in der Übergangszeit, und Outdoor-Winterjacken von Jack Wolfskin, Vaude, Fjällräven etc. für die kalten Tage. Je öfter ich die Internet-Waldkindergartenkinder in der üblichen Winterkluft sah, desto weniger machte ich mir darüber Gedanken, dass es da noch eine Alternative geben könnte.
Schon fand ich mich im hiesigen Outdoor-Ausstatter wieder und P sich in bunten 3 in 1-Jacken, die mit allen Schikanen ausgestattet waren. Das kleine Schildchen, dass mich darauf hinwies, dass es sich hierbei um „Oberstoff 100 % Polyester“ und „Futter 100 % Polyamid“ handelt, versuchte ich zu ignorieren (ich kann Kunststoff nicht leiden). Verwirrt, ob der verschiedenen Modelle, konsultierte ich einen sympathisch aussehenden Angestellten. Ich erwähnte, dass ich keinen Schimmer von dem Kram habe, bisher wären wir mit Wolle ausgekommen. Da schauter der junge Mann kurz in Richtung Chef, senkte seine Stimme und meinte verschwörerisch und bedeutungsschwanger: „Wolle ist ja auch die beste Funktionsfaser“, um dann in normaler Lautstärke zu ergänzen, dass sie da leider nichts in Ps Größe hätten. Natürlich! Natürlich! Wieso hatte ich denn meine wunderbaren Erfahrungen mit Wollwalk vergessen? Wieso sollten wir es denn anders machen? Es hatte doch immer fantastisch funktioniert!
Da fasste ich einen Entschluss: Mein Sohn wird Proband eines Waldkindergarten-Öko-Experiments. Statt Softshell wurde Wollfleece gekauft, statt Hardshell nach einer neuen Wollwalkjacke gesucht. Statt schwerer Kamik-Schuhe… das kommt noch in einem anderen Beitrag. Ich bin also gewillt, diesen Winter auszutesten, was geht und was nicht. Wie viel „Öko“ ist unter schwierigen Bedingungen möglich? Und ihr dürft live dabei sein, wenn mein Sohn nass und verfroren nach hause kommt. Oder eben gut gelaunt, warm und trocken.
Was war noch das Thema? Ach ja, die Jacke.
Auf der Suche nach einer neuen Walkjacke wurde ich nach einigem Suchen fündig. Ich entdeckte Wollkids, telefonierte ein wenig mit der Chefin und Gründerin und bin nun ganz begeistert von ihren Ideen und Produkten – zumindest in der Theorie. Da meine Einkaufspläne für diesen Winter noch groß sind, hielt ich auf eBay Kleinanzeigen Ausschau und erstand eine gebrauchte Wollkids-Winterjacke.
Ich muss sagen, dass es sich nicht um mein bevorzugtes Design handelt (im Wollkids-Shop würde ich ein grau-rotes Modell aussuchen), aber manchmal muss man Kompromisse eingehen. Die inneren Werte zählen hier für mich und die sind nicht von schlechten Eltern! Ich erkläre euch gleich mal, was diese Jacke von den üblichen unterscheidet:
- Der Öko-Wollwalk tritt hier als „Double Face Walk“ in Erscheinung. Das ist doppellagiger Walk, der dadurch zwar etwas fester (jedoch immer noch weich und bequem), aber dafür deutlich wärmer, robuster und wetterdichter ist. Eventuell kann ich P damit sogar eine Kleiderschicht ersparen.
- Am unteren Bündchen ist eine Kordel eingezogen. Sehr praktisch, denn da kann Kälte, Wind und Schnee nicht so leicht unter die Kleidung kriechen.
- Es gibt einen Reißverschluss, der mir viel sympathischer ist, als Knöpfe. P kann die Jacke jetzt schon selbst öffnen und schließen und auch hier bleiben eisige Temperaturen eher mal draußen.
- Der Schnitt ist schmaler, aber länger. Man sieht das hoffentlich auf den Bildern. Der Rücken bleibt so eher bedeckt, die Jacke sitzt sehr gut.
- Die Ärmelbündchen sind schön eng geschnitten. Das finde ich super! Nicht nur, weil die Ärmel jetzt am Handgelenk bleiben, sondern auch, weil es hier möglich ist, Handschuhe über die Jacke zu ziehen.
Richtig toll finde ich unsere neue Jacke und wenn sie sich diesen Winter bewährt, wird nächstes Jahr eine neue gekauft. Wollkids scheint mir sehr innovativ zu sein und das muss unterstützt werden. Was ich uns auf jeden Fall noch diesen Herbst gönnen werde, ist eine Wollwalkhose. Wollkids bietet hier verschiedene Modelle an, zwischen denen ich mich noch nicht entscheiden konnte, da sie mir alle gefallen… Mal sehen.
Habt ihr noch Fragen zu der Jacke? Ein Praxistest muss noch etwas warten, denn irgendwie ist immer noch August. Doch bin ich sehr gespannt, ob die Wollkids-Jacke für den Wald „reichen“ wird.
Welche Winterjacke benutzt denn ihr und seid ihr damit zufrieden?
Also ich würde mich sehr freuen, deine „Testergebnisse“ hier irgendwann lesen zu können…Mein Sohn geht nicht in einen Waldkindergarten, dennoch ist seine Gruppe bei jedem Wetter draußen und ich habe mich hinreißen lassen und eine gefütterte Plastikmatschhose gekauft. Eigentlich bin ich ein großer Walkfan, dachte aber, für daß doch sehr matschige Außengelände geht das nicht. Hab aber die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl dabei…
Hallo Lena,
du, meine Jungs haben auch Matsch- und Regenkleidung. Ich befürchte, ohne die kommt man wirklich nicht aus. 😉 Walkkleidung hält einiges an Nässe aus, besonders wenn sie mit Lanolin behandelt wurde. Falls es aber so richtig regnet oder total nass ist, muss man Kompromisse machen. Leider sind die meisten Matschanzüge in der Regel ganz schlimm schadstoffbelastet. Also, in dem Maße, dass manche Regenjacken eigentlich im Sondermüll entsorgt werden müssten (Ökotest hatte da schon einige Tests).
Auf der Suche nach einer vertretbaren Lösung, sind wir bei der Marke „Celavi“ gelandet. Ich mag unsere Celavi-Regenjacken und -hosen wirklich gerne, habe fast nichts daran auszusetzen. Versuchsweise werde ich möglicherweise demnächst BMS ausprobieren. Diese Firma hat für ihre Produkte auch eine Öko-Tex Standard 100-Zertifizierung erhalten. Also, mal sehen.
Für leichtes Nieselwetter und nasse Wiesen reichen uns aber Wollwalk und auch Wollfleece. Vor zwei Wochen waren wir in Island und haben dort unter strengen Bedingungen die neue Winterausrüstung getestet. Ich hoffe, dass ich den Bericht sehr bald hier veröffentlichen kann!
Ich habe Zwillingsjungs, die auch bald in den Waldkindergarten kommen.
Welche Kleidung kannst du für den Frühling/Sommer empfehlen? Habe gegoogelt, dass Vaude angeblich auch Ökologisch ist.
Ich habe aktuell die Walkjacke und Hose von Disana (sind noch in einem „normalen“ Kindergarten), deshalb bin ich gespannt auf deine Erfahrungen für den Herbst/Winter!
Liebe Grüße
Henriette
Hallo Henriette!
Mein P ist ja nun auch erst seit dem letzten Herbst im Kindergarten. Als Übergangsjacke hat sich bei uns wunderbar eine Wollfleecejacke von Hessnatur bewährt. Ich würde sagen, dass sie bei uns eine Softshelljacke ersetzt hat. Bei wärmeren Temperaturen werde ich P vermutlich ganz normal anziehen, denn im Herbst klappte es auch mit „Alltagspullis“ und „-hosen“. Alternativ gibt es natürlich ein breites Angebot an Funktionskleidung. Auf jeden Fall konnte ich auf diesem Feld noch keine Erfahrungen sammeln. Der Sommer wird noch interessant, denn dank Zecken und Scharen an Mücken werden kurze Ärmel und Hosen nicht kindergartentauglich sein.
Von einer Freundin und Waldkindmutter wurde mir tatsächlich die Vaude 3in1-Jacke empfohlen. Diese ist wohl tatsächlich ganz grün, wenn man Vaude glauben darf. An sich ist mir die Marke sympathisch, aber ich bin mit unserer Wollkids-Jacke wirklich absolut und völlig zufrieden. Die wird nun jedes Jahr gekauft! Da muss ich noch einen Beitrag schreiben, nicht? Die Disana-Jacke wurde von besagter Mutter übrigens im Wald ausgetestet und ist durchgefallen. Nässe konnte sie einerseits nicht effektiv genug abhalten und vor allem war sie zu kalt und zu dünn.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen. Wenn deine Buben im Wald angekommen sind, würde ich mich freuen, wie es euch ergangen ist!
Hallo,
Sehr interessante Seite, ist auch das was mich die ganze Zeit beschäftigt, ich bin mit meinen beiden in der Kleinkindgruppe vom Naturkindergarten. Der Große geht wahrscheinlich im Frühling in den Naturkindergarten. Im Winter hatte er teilweise 4 Schichten Wolle an, A ist auch sehr verfroren. Haben auch Celavi Regensachen, aber meine jüngste mag die nicht, bin jetzt daher auf Finkid gekommen, einen Outdooranzug aus Baumwolle und Polyester, der deutlich weniger rutschig ist. A habe ich jetzt doch auch einen Schneeanzug von Finkid gekauft, da der Nachteil von Wollwalk leider ist, dass der Schnee dran hängen bleibt. Wir haben aber auch viel Schnee und ein sehr offenes Gelände mit heuer bis zu -18 Grad.
Was ich noch getestet habe sind die Outdoor Sachen von Loud und Proud, beschichtete Baumwolle wäre auch ein sehr interessantes Material für feuchtes matschiges Wetter. Die Hosen wären besser, wenn es die als Latzhosen geben würde.
Kennst du die Bux?
Hast du eig auch schon an Lederhosen gedacht, bzw. getestet?
Danke für deine Antwort! In welchen Situationen äußert sich die Rutschigkeit des Celavi-Anzugs bzw. stört? Mit Finkid konnte ich noch keine Erfahrungen sammeln können – da hat mich bisher der Preis etwas abgeschreckt. Nett sehen die Finkid-Teile allerdings aus.
Dass der Schnee erstmal kleben bleibt, stimmt bei schönem Pappschnee. Wie beim Zottelfell von wuscheligen Hunden, darf man sich das vorstellen. Doch ich persönlich konnte keine Nachteile dadurch feststellen. Der Schnee fällt immer wieder herunter und nässt nicht durch, da er ja keinen Grund hat zu schmelzen. Erst wenn man ins Warme geht, das stimmt… Wir hatten bis dato nur einmal diesen Fall, dass wir direkt nach dem Hardcorerodeln in ein Haus gehen wollten – da habe ich den Schnee davor abgeklopft und das klappte ganz gut.
Von Loud and Proud haben wir AUCH noch keine Outdoorkleidung getestet (ich merke, ich habe noch viel zu tun). Ich würde gerne, ja, aber unglücklicherweise machen mir die lästigen Unkosten da einen Strich durch die Rechnung. Deswegen werde ich auch leider keinen Bericht über die Bux schreiben – die ich noch nicht kannte und welche sehr interessant klingt! Bei 100 Euro für eine Matschhose bin ich nämlich raus.
Neue Materialien sind trotzdem gefragt, da hast du recht. Ich habe von Baumwolle mit Bienenwachsimprägnierung gelesen, die immer wieder erneuert werden muss. Das klingt für mich noch etwas mühsam. Doch ich bin gespannt. Matschhosen kommen bei uns sowieso erst bei richtigem Regen oder schlimmem Matsch zum Einsatz. Da reicht mir an sich die Celavi.
Und zur Lederhose: Ich habe mir schon oft überlegt, ob wir uns eine zulegen möchten und wohne gar nicht so weit von einem der bekannten Hersteller entfernt. Doch ich konnte mich bisher nicht so recht mit den Teilen anfreunden. Ich wäre selbst nicht so wild darauf, eine Lederhose zu tragen, wenn ich ehrlich bin. Doch ich bleibe offen dafür und werde mich in den nächsten Monaten vielleicht mal wieder näher damit auseinander setzen.
Draußen beim Spielen, bei ihr war es auch der Übergang vom Krabbeln zum laufen. Aber der 2,5 jährige spricht sich immer wieder klar gegen die Regenhose aus. Er mag sie nicht anziehen.
Ich kaufe eig alles gebraucht, sonst klnnten wir uns es auch nicht leisten zu testen. Bei Finkid hat mich auch immer der Preis abgeschreckt. Hab durch Zufall 2 günstige Outdooranzüge von Finkid gekauft. Der kleine wird gerade im Schnee getestet und schlägt sich sehr gut. Die Anzüge sollen auch wasserdicht sein, bisher waren wir zufrieden, zur Zeit haben wir sehr nassen Schnee.
Regen konnten wir noch nicht testen
Zu den Wollwalkanzügen, ich finde selbst bei trockenem Schnee haftet der sehr gut dran. Aber ich leg die
auch in ein Lanolinbad ein.
Zum Thema Baumwolle behandeln, ist eig genauso wie Wolle oder Leder zu pflegen.
Ich finde Alternativen zu Plastik sind eig immer mit mehr Auufwand verbunden.
Zum Thema Lederhosen, die schrecken mich auch immer etwas ab. Ich denk da wäre die Bux ein guter Kompromiss, ich denke einfacher in der Pflege und preislich günstiger oder gleich wie eine Lederhose.
Ich hab schon überlegt was selbst zu nähen aus dem gewachsten Baumwollstoff, aber der ist schwer zu bekommen und teuer.
Hi Jenny,
der Start in den Waldkindergarten rückt näher.
Deinen Tipp für die Wollfleecejacke statt Softshell werde ich dann auch testen ab April.
Und irgendwie bin ich besonders bei Hosen und Schuhen noch ratlos.
Wieviele Hosenschichten braucht man wohl ab April? Immer noch eine lange Wollhose? Wieviele pro Kind?
Es kann ja bis Juni morgens noch sehr frisch und feucht sein….mmmh hast du Tipps?
Und bei den Schuhen überlege ich ehrlich wg des Aufwands der Lederpflege, das wird mich schon nerven wahrscheinlich. Welche Schuhe wird P tragen in der Übergangszeit?
Am liebsten hätte ich eine Ausstattungsliste 😉 denn dein Blog gefällt mir super!!!!
LG und einen schönen Abend.
Henriette
Ach ja, bei Natur und co habe ich auch jetzt tolle Pullis und Strickjacken gekauft, danke für den Tipp!
Hallo, vielen Dank für die ausführliche Beschreibungen auf deiner Seite. Allerdings ist meiner Meinung nach eine lederlatzhose die beste „Bein“ Bekleidung für den Herbst/Winter
Achja… da traue ich mich, liebe Caro, nicht ganz ran, weil man die Latzhose ja nicht bei einem kleinen „Unfall“, wenn das Spiel spannender war, als der Weg zur Toilette, in die Waschmaschine werfen kann. Oder wie ist das? Und wie ist das mit der Kälte? Wird die gut abgehalten?
Liebe Grüße,
jenny