Meine heißesten Tipps – Teil 1: Behrens Lana

Ich möchte nicht angeben, aber unter meinen Freunden bin ich bekannt für meine guten Tipps im Bereich Kinderprodukte. Ich nehme einfach viele Sachen sehr genau und suche und suche, bis meine Ansprüche erfüllt werden. In loser Folge möchte ich auch hier meine liebsten Tipps weiterreichen.

P wurde im Oktober 2013 geboren und begann, kurz bevor er 9 Monate alt war, zu laufen. Da wir zu dieser Zeit in einer netten, sauberen Kleinstadt wohnten, war er bei passablem Wetter normalerweise barfuß unterwegs. Ich hatte davor einiges über das richtige Schuhwerk für Kinder gelesen und wusste, dass diese perfekten, kleinen Kinderfüße ganz schnell mit falschen Schuhen und sogar zu engen Socken verdorben und verformt werden können. Studien zeigen, dass mindestens 50 Prozent der Kinder unter 6 zu kleine Schuhe tragen. Eine österreichische Untersuchung stellte sogar fest, dass zwei Drittel zu kurze Schuhe tragen. Das ist fatal! Denn die Füßchen stecken hier noch mitten in der Entwicklung und werden nachhaltig verformt. Nicht umsonst leben 40 bis 60 Prozent der Erwachsenen mit Fußfehlstellungen, obwohl 98 Prozent aller Menschen mit gesunden Füßen zur Welt kommen.

Na, wie dem auch sei. Zu enge Schuhe sind also ganz gefährlich. Und nicht nur das: Barfußlaufen ist auspesprochen wichtig für Kleinkinder, da die Muskulatur im Fuß ja erst aufgebaut werden muss. Das Fußgewölbe muss sich aufrichten, sonst gibt es Senkfüße etc. Und Fußfehlstellungen wirken sich auch auf den gesamten Bewegungsapparat aus. Knie, Rücken, Hüfte, alles hängt da zusammen. In dick gepolsterten Fußbetten oder brettharten Sohlen ist die Entwicklung der Fußmuskulatur aber meist nicht richtig möglich. Denn ein Muskelaufbau kann nur durch Beanspruchung stattfinden. Gestützt muss ein Kinderfuß auch nicht werden, denn gerade das eigenständige Ausbalancieren stärkt die Sehnen und trainiert, Bewegungen korrekt auszuführen (mehr dazu). Zudem stellt in den ersten Lebensjahren das sinnliche Erleben einen der wichtigsten Erfahrungsbereiche der Kinder dar. Wie viele Synapsen ausgebildet werden, nur durch einen Spaziergang ohne Schuhe! Wer sich noch unsicher ist: Barfußgehen reduziert Fußpilzbildung, der sich im warm-feuchten Klima von Schuhen am wohlsten fühlt, es stärkt die Abwehrkräfte, stimuliert die verschiedenen Reflexzonen, die mit der Gesunderhaltung der inneren Organen zusammen hängen und es macht Spaß.

Das ist das Ideal - zumindest im Sommer.
Das ist das Ideal – zumindest im Sommer.

So. Jetzt zu uns und dem Tipp. Der dreht sich nämlich nicht ums Barfußgehen, sondern wie man im Winter möglichst nah dran kommt.

Als P in seinen ersten Winter als Laufanfänger hinein rutschte, war ich am Suchen und Überlegen, welche Winterschuhe es denn werden sollten. Er hat breite Füße, das ist schon mal nicht so einfach, und ich wollte eine möglichst weiche Sohle. Ich lief von Laden zu Laden und fand nirgends Stiefel, die ich ihm monatelang „antun“ wollte. Wieso diese harten Sohlen? Im Herbst (und auf unwegsamen Gelände natürlich auch im Sommer), trug er die üblichen Lederpuschen, wenn es sein musste, mit dicken Wollsocken. Aber für den tiefen Winter war das nichts. Die Großeltern im Schwarzwald würden früher oder später mit Tiefschnee aufwarten. Da könnte die Wollsocken-Lederpuschen-Konstruktion nicht mehr mithalten. Zu meinem Glück entdeckte ich eines Tages „Lederhandwerk Behrens“. Mein heiliger Gral der Laufanfänger-Schuhproduzenten. Diese fantastische, deutsche Ledermanufaktur produziert normale Lederpuschen, aber auch andere, besondere Modelle mit reiner Ledersohle. In diesem Beitrag möchte ich besonders das Modell Lana besprechen.

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Ganz einfach auf den Zehenspitzen balancieren – in unserem ersten Paar Lana.

Die Behrens Lana sind aus vegetabil gegerbtem Leder. Rundherum Ziege und – das ist der Clou – die Sohle ist aus Rindsleder, auf der eine Wollfilzlage liegt. Gefüttert ist der Schuh mit Schurwolle. Ein Traum! Kein Kunststoff, das butterweiche Leder passt sich jeder Fußform an und die Sohle ist superflexibel! Dadurch, dass man die Schuhe erst täglich, dann wöchentlich und später monatlich einfettet, halten sie auch gelegentlichen Pfützen und auf jeden Fall Schnee stand. Und was ebenfalls nicht übel ist: Sie kosten unter 35 Euro! Die Farben kann man sich übrigens selbst zusammenstellen lassen.

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Hübsch anzuschauen…
Die Lana sind superflexibel.
…und superfexibel.

P hatte unter den Schuhen an den allerkältesten Wintertagen eine Strumpfhose und Wollsocken an. Wir waren gerne mal 8 Stunden draußen und er hatte nie auch nur kühle Füße. Geschwitzt hat er aber auch nicht. Er konnte geschickt klettern und den Untergrund spüren, rennen und die Fußmuskulatur entwickeln. Es kann keinen besseren Winterschuh für Kinder geben. Alle Größen wurden gekauft und ich war tieftraurig, als seine Füße das Maß von 24 überschritten – denn nur bis zu dieser Größe werden die Schühchen hergestellt.
Ich freue mich aber schon wie ein Schneekönig, dem kleinen Bruder dieses Jahr wieder die perfekten Lana anzuziehen.
Diesen Sommer trägt P die Behrens Römersandalen, von denen hier aber nicht die Rede sein soll.

Unter diesen Schneemassen blieben die Füße warm und trocken - in den Behrens Lana.
Unter diesen Schneemassen blieben die Füße warm und trocken – in den Behrens Lana.

Aktuell ist der Onlineshop von Lederhandwerk Behrens vorübergehend geschlossen (angeblich wird das so vom kleinen Familienunternehmen bei zu vielen anstehenden Aufträgen gemacht oder wenn es Zeit für ein wenig Urlaub ist), doch die Schuhe können auch von diversen anderen Anbietern im Internet gefunden werden. Obwohl ich ein großer Fan von Secondhand bin, empfehle ich, diese Schuhe neu zu kaufen. Zum einen sind sie wirklich nicht teuer und so können gute Unternehmen weiterhin bestehen, zum anderen ist es ganz entscheidend für die Qualität des Schuhs, wie er am Anfang gepflegt wurde. Wenn der Erstbesitzer hier also geschludert hat, hat man an der schönen Lana nicht lange Freude bzw. möglicherweise könnte die Wasserdichtigkeit zu wünschen übrig lassen.

Durftet ihr auch schon Erfahrungen mit Behrens machen? Wart ihr ebenso zufrieden? Oder kennt ihr noch andere, sehr gute Winterschuhe für Laufanfänger?

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9 thoughts on “Meine heißesten Tipps – Teil 1: Behrens Lana

  1. Hallo Jenny, mein Sohn hatte die Schuhe im letzten Winter auch an, da wurde aber neben dem Laufen noch viel gekrabbelt. Im Frühjahr, als er richtig laufen konnte, hatten wir dann das ungefütterte Modell, und große Probleme, weil er so oft ausgerutscht ist. Wie sind denn da deine Erfahrungen mit einem laufenden Kind im Winter? Oder hast du Tipps, wie man die Sohle rutschfest bekommt? Gefettet hab ich regelmäßig. Ich habe überlegt, sie für diesen Winter zu bestellen, denn etwas anderes flexibles UND wärmendes hab ich leider bisher nicht gefunden, habe aber Sorge wegen des Rutschens…

    1. Hallo Lena, du hast natürlich Recht, die Schuhe haben kein Profil. Wir hatten offenbar das Glück, keinen sonderlich rutschigen Untergründen zu begegnen. Tatsächlich ist P anfangs hin und wieder im Supermarkt ausgerutscht, wenn er quietschend durch die Gänge rannte. Ansonsten ist aber nie etwas schlimmeres passiert. Möglicherweise, weil er sich einfach daran gewöhnt hat und sich entsprechend bewegt hat? Ich weiß es nicht. Wo ist dein Sohn denn ausgerutscht? Mit Sicherheit ist es auch eine Frage des Alters und der Balance.

      Alternativ gibt es natürlich mittlerweile auch so genannte „Barfußschuhe“ für Kinder. Diese verfügen über eine sehr flexible und dünne profilierte Sohle. Hier findest du ein paar Modelle und Marken: http://www.freizehn.de (außerdem kann man in diesem Onlineshop auch die genauen Innensohlengrößen der Schuhe nachlesen). P trägt diesen Winter zum Beispiel Zeazoos, denn seine Füße sind leider schon zu groß für die größten Lana. Dazu werde ich hoffentlich auch noch bald einen Bericht schreiben. Bekannte von uns haben ihrem einjährigene Sohn Winterschuhe von Jochie gekauft. Ich fand die Sohle aber bei Weitem nicht so weich, wie die der Behrens.

      Insgesamt muss ich sagen: Für uns persönlich und für unseren kleinen E, der morgen ein Jahr alt wird, sind die Lana Behrens das Richtige. Ich mag an ihnen besonders die Materialien. Leder und Wolle. Synthetische Stoffe sind mir einfach nicht ganz koscher. Ich weiß, wie wunderbar Wolle isoliert und ausgleicht und kann mich nicht mit Kunstfell und Hightech-Stoffen anfreunden, wenn es eine Alternative gibt. Zudem kann ich die Lederschuhe selbst pflegen und sie so lange „gesund“ erhalten. Das Leder passt sich den kleinen Füßen an, die Schuhe werden in Deutschland produziert. Fairtrade, wenn man so möchte. Außerdem ist der Preis natürlich genial. Dass E damit eventuell einmal weniger Grip haben könnte, ist für uns in Ordnung.

  2. Danke für deine ausführliche Antwort! Wir tragen seit diesem Sommer Wildlinge, die mir aber für Nässe und Kälte nicht ausreichen. Vielleicht versuche ich es einfach nochmal mit den Lanas. Es gibt sie mittlereile bis Größe 25, hast du das gesehen? Am Anfang konnte mein E. auch nicht gut auf Socken laufen, das geht jetzt auch. Vielleicht ist er mit den Schuhen jetzt auch sicherer, trotz der Sohle. Denn mir ist Leder und Wolle definitiv auch sympahischer als irgendeine noch so funktionale Membran. Über Zeazoo hab ich auch schon was gelesen. Die gefallen mir aber nicht so wirklich und ich finde es schwierig, wenn man sie nicht anprobieren bzw. nicht zurück schicken kann, wenn sie dann doch nicht passen.

    1. Ich möchte gerne noch einmal antworten. Die Wildlinge habe ich auch bestellt. Und zwar für mich! Irgendwann diesen Monat kommen sie an und ich bin schon sehr gespannt. Falls sie mich überzeugen sind sie auch in der Kinderversion einen Gedanken wert.
      Die Zeazoo fand ich optisch, um es mal nett auszudrücken, auch nicht sonderlich ansprechend. Bevor ich selbige (und alle anderen klassischen Barfußschuhe für Kinder) entdeckte, war ich ein wenig in Bobux verliebt. Da sie recht unbekannt sind, konnte ich zwei Paar sehr günstig bei eBay Kleinanzeigen ergattern. Vor allem Ps dunkelblaue Chelsea Boots trafen genau meinen Geschmack. Ich kannte bis dato keine ähnlich flexiblen Schuhe in diesen Größen und Bobux hat tolle Designs. Nun ist es aber so, dass mein kleiner P sehr breite Füße hat. Und Bobux produziert normal breite oder tendenziell sogar eher schmalere Schuhe. Auf der Suche nach Hobbit-Schuhwerk bin ich dann bei den Zeazoo hängen geblieben. Die bieten nämlich wirklich viel Platz. Außerdem gefällt es mir, dass unser Modell hauptsächlich aus den Materialien Leder und Fell besteht. Das Thema hatten wir ja schon. Mittlerweile habe ich mich auch schon an das Aussehen unserer neuen Winterschuhe gewöhnt. Lieber wären sie mir in Schwarz gewesen, aber P durfte dieses Mal die Farbe aussuchen und der war in seinem letzten Leben vermutlich ein Paradiesvogel.

  3. Von meinen ersten Lana war ich überhaupt nicht überzeugt, fand die Barfussschuhe weicher. Jetzt bei der zweiten musste ich mich nochmal rantrauen, sie ist meilenweit von Größe 20 entfernt. Diesmal habe ich gebrauchte gekauft, die sind schon deutlich weicher. So weich wären die ersten auch nach 3 Monate tragen nicht 🙁

    Bei Schnee und rutschigen Verhältnissen ziehe ich ihr die Stonz Booties drüber und im Frühling kaufe ich ihr die Canna und im Sommer für beide die Römersandalen

    1. Ich denke, es ist immer ein Abwägen. Bei den Lana mag ich zum Beispiel die Materialien und die Bedingungen der Herstellung, selbst wenn es eventuell weichere Sohlen gibt. Zudem muss ich den Preis berücksichtigen und in dieser Hinsicht ist man bei Winterschuhen schnell mal das Doppelte los. Die Stonz sind mir zum Beispiel leider zu teuer, aber bestimmt ganz toll.

      Die Römersandalen wurden letzten Sommer gerne genutzt, ob sie für den Wald geeignet sind, muss sich jedoch erst zeigen. Ach und statt der Canna benutzen wir, so lange es geht, einfache Lederpuschen. Die sind so herrlich fix angezogen. =)

      1. Das mag ich denen auch, ich liebe Naturmaterialien

        Die Stonz habe ich gebraucht gekauft, sonst wären sie mir auch zu teuer gewesen, Vorallem wo ich erst für beide Mymayus gekauft habe

  4. Hallo 🙂

    Mal eine Frage: Ich hab jetzt das Paar Lana gekauft weil meine Tochter zwar noch nicht läuft aber vielleicht dann bald (sie ist jetzt 12 Monate)
    Jetzt frage ich mich ob die Lana nicht doch etwas zuuu warm sind?

    Was ist deine Meinung, wie lange (vom Wetter her) kann ich die Lana meiner Tochter anziehen? BIs in den Frühling rein?

    1. Hallo Johanna! Ich finde, dass die Lana bis rund 15 Grad locker getragen werden können. Wolle ist ja ausgleichend. Jedes Kind hat aber ein anderes Wärme- und Kälteempfinden und deswegen würde ich einfach mal ausprobieren, ab wann deine Tochter in den Schuhen schwitzt.
      Viele Grüße!

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