Meine heißesten Tipps – Teil 3: Pikler-Bogen

Uhhh… ich freue mich, euch heute einen wahren Geheimtipp präsentieren zu können. Das heute vorgestellte Teil gehört mit Sicherheit zu den drei besten und nachhaltigsten Spielzeuganschaffungen unserer bisherigen Elternzeit. Möglicherweise kann da auch nur unser geerbtes Lego Duplo mithalten… Worum geht‘s?

Kennt ihr Emmi Pikler? Sie war eine ungarische Kinderärztin und Leiterin eines Säuglingsheims, die sich vor 70 Jahren überlegte, was Babys und Kleinkinder für eine gesunde Entwicklung benötigen. Ihr ging es unter anderem darum, schon den kleinsten Menschen Selbstwirkung sowie eigenständiges Entscheiden und Entwickeln zu ermöglichen. Ein anderes wichtiges Thema war ihr die tägliche Pflege (Windelwechseln, Anziehen etc.) in Kooperation mit dem Kind. Wie auch immer. Auf jeden Fall kam sie zu dem Schluss, dass es für Babys negative Folgen hat, wenn sich Erwachsene regelmäßig in Bewegungsabläufe und Lernprozesse einmischen. Gerade die bestbehütetsten Kinder aus den wohlhabenden Elternhäusern, in deren Gesellschaft sie sich bewegte, hatten Probleme beim Laufen, Klettern oder in ihrer Haltung. Ihr Ziel wurde es, Kindern Spielräume zu schaffen, in denen sie sich sicher und geschützt, aber selbstbestimmt ausprobieren konnten. Ich habe leider bisher noch nichts von Emmi Pikler gelesen, finde sie aber sehr spannend und würde mir gerne einmal das Buch „Friedliche Babys – zufriedene Mütter: Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin“ zulegen.

Im Zuge ihrer Untersuchungen und Überlegungen entwickelte Emmi Pikler Spielgeräte für diese sicheren Spielräume. Diese sind aus natürlichen Materialien und animieren zum Freien Spiel und zu aufregenden Bewegungsabläufen. Interessanterweise hat sie mit ihrem Flechtball aus Peddigrohr auch den Vorläufer des berühmten Oballs geschaffen.

Aus einem Tragetuch wird schnell eine Hängematte...
Aus einem Tragetuch wird schnell eine Hängematte…

Uns geht es heute um die Bogenleiter. Dabei handelt es sich quasi um eine Holzleiter, die zu einem Halbkreis gekrümmt ist. Dazu passend gibt es Rutschen oder Hühnerleitern, die einfach an die Sprossen gehängt werden können. Kinder können darauf herumklettern und rutschen, den Kletterbogen aber auch umdrehen wie eine Wippe oder kippen (mithilfe ihrer Eltern) und die Spielemöglichkeiten so vergrößern. Es lässt sich eine Hängematte darin „installieren“ oder alles mithilfe einer großen Decke in eine Höhle verwandeln. Ein Spitzenteil! Im Internet findet man eine Handvoll Anbieter, deren (mit Sicherheit angemessene) Preise einem in der Regel die Sprache verschlagen. Ein Kletterbogen mit Rutsche ist für rund 230 bis 350 Euro zu haben.

Weil ich Spielzeug liebe, das über Jahre hinweg kreativ genutzt werden kann, aber auch finanzielle Schmerzgrenzen habe, machte ich mich vor einem Jahr zuerst auf die Suche nach einem gebrauchten Kletterbogen und erhielt über einige Umwege eine Adresse am Bodensee, in der Nähe von Singen, genauer in Stockach-Wahlwies. Dort gibt es nämlich das Pestalozzi-Kinderdorf, das älteste Kinderdorf in Deutschland. Die Gründer wollten in den Vierzigerjahren einen sicheren und geborgenen Ort für Kriegswaisen und Flüchtlingskinder aufbauen und bis heute finden hier Kinder und Jugendliche ein Zuhause. Aber nicht nur das. Die jungen Leute können in an das Kinderdorf angeschlossenen Betrieben Ausbildungen machen und fürs Leben vorbereitet werden. Einer der 9 Betriebe ist eine Schreinerei. Ihr ahnt schon, wo die Reise hingeht, nicht?

Hier wurde mit dem Papa ein waschechtes Raumschiff konstruiert.

In dieser Schreinerei werden jedes Jahr in der Adventszeit 10 Kletterbögen mit Rutschen gefertigt. Von Auszubildenden, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber unter dem Auge des Meisters passieren da natürlich normalerweise keine ernstzunehmenden Fehler. Deswegen kostet das wunderschöne Ding insgesamt nur 130 Euro. Also, der Bogen samt Rutsche. Das ist tatsächlich ein Geheimtipp, weil es weder auf der Internetpräsenz noch sonst irgendwo im WWW eine Information darüber gibt. Bis jetzt.
Soweit ich weiß, werden sie nicht versendet, aber das kann man bestimmt in Erfahrung bringen. Für den günstigen Preis lohnt es sich aus meiner Sicht, einen Ausflug in Richtung Bodensee zu machen…

Für uns war der Weg zumindest nicht allzu weit und deswegen thronte letztes Jahr neben unserem Christbaum dieses herrliche Geschenk. Amüsanterweise entdeckte ihn P damals vor lauter Weihnachtsaufregung nicht. Er schaute völlig perplex im Raum umher, als wir ihn fragten, was denn neu sei. Vielleicht war die Bogenleiter auch so groß, dass sie den Spielzeug-Erfahrungshorizont unseres Bubs überstieg? Denn leider reden wir ja schon von einem kleinen Ungetüm, das einigen Platz einnimmt. 51 cm Breite, 1 m Länge und 70 cm Höhe hat der Bogen alleine, mit der Rutsche kommt man auf eine maximale Länge von 220 cm. Doch wir haben Glück: Unser Kinderzimmer ist groß genug und unterm Bogen können wunderbar Gleise, Zoos und Häuser gebaut werden. Diese Fläche geht also nicht unbedingt als Spielbereich verloren, sondern wird eher interessanter.

Ein Rallyeauto – sieht man doch, oder?

Die meiste Zeit ist das Pikler-Spielgerät bei uns klassisch aufgestellt und Kinder, Fahrzeuge oder Kugeln werden auf ihre Rutschtauglichkeit getestet. Doch manchmal wird die Rutsche weggeräumt und aus dem Bogen wird ein Tunnel, ein Raumschiff, eine Aufhängung für tolle Dinge, ein Raubtiergehege oder ein Verkaufsladen. Und selbst, wenn das Kletterteil nicht im Zentrum des Spiels steht, wird es im Verlaufe des Tages ganz nebenbei beklettert oder als schiefe Sitzmöglichkeit genutzt. Überhaupt: er hält auf jeden Fall einen Haufen wilder Cousins im Schulalter aus. Und Mütter. Vielleicht auch mutige Väter?

P liegt in seiner Bärenhöhle. Diesmal mit Gesellschaft.

Hier noch die Bezugsquelle für unseren Bogen: https://www.pestalozzi-kinderdorf.de/schreinerei

4 thoughts on “Meine heißesten Tipps – Teil 3: Pikler-Bogen

  1. Liebe Jenny,

    Vielen Dank für den wunderbaren Beitrag und den Tipp mit der Schreinerei.
    Mein Sohn ist 27 Monate. Ist ein Kletterbogen für ihn noch geeignet, oder bin ich da schon zu spät dran.

    Viele liebe Grüße Karin

    1. Liebe Karin,

      aber natürlich! Das Alter ist super für so etwas. Mein großes Äffchen ist ja auch dreieinhalb und nutzt den Bogen immer noch täglich auf diese oder jene Weise.
      Liebe Grüße,
      Jenny

  2. Liebe Jenny,

    danke für den tollen Tipp!
    Ab wann ist denn so ein Piklerbogen was für die Kleinen?
    Mein Sohn (10 Monate) steht stabil und macht seine ersten Schritte (seitwärts an den Möbeln entlang).
    LG,
    Henrietta

    1. Liebe Henrietta,

      der Kletterbogen ist mit 10 Monaten schon spannend. Schließlich kann man sich an dem Ding wunderbar hinauf ziehen und ein wenig entlang hangeln. Umgekippt oder als Höhle ist der Bogen ebenso bereits für ganz kleine Kinder wunderbar. Außerdem können die Mäuse ja manchmal schon einige Stufen klettern, bevor sie richtig laufen können. Zumindest war das bei unserem wilden P so.
      In meinem Umfeld habe ich gemerkt, dass man unbedingt die Rutsche dazu kaufen sollte. Das macht den Kletterbogen gleich deutlich interessanter!

      Liebe Grüße
      Jenny

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