MyMayu Explorer: Pro und viel Kontra

Die MyMayus werden in der Kinderbarfuß-Szene (Lebe ich in einer Blase?) ziemlich gehypt. Landen sie frisch aus Kanada im Onlineshop „freizehn.de“, sind sie schon nach kürzester Zeit ausverkauft. Ich habe die Regenstiefel bei ebay Kleinanzeigen für über 130 Euro entdeckt – sie kosten neu 60 bis 70 Tacken. Was soll das? Und was müssen das für fantastische Teile sein? Ist der Trubel berechtigt?

Das Konzept der MyMayus ist sinnvoll: Regenstiefel, mit denen sich die Kinder richtig gut und richtig bequem bewegen können. Um das zu realisieren, ist der Schaft aus einer Art Regenjackenmaterial, der untere Teil besteht aus einem formstabilieren Kunststoff und ist sehr weich. Man kann ihn mit Leichtigkeit völlig zusammenknautschen und fällt enstprechend unter die Kategorie „Minimalsohle“. Natürlich ist das Ganze frei von BPA und PVC. In Position wird der Schuh durch zwei elastische Zugbänder gehalten. Einmal ganz oben, am Ende des Schafts, einmal am Knöchel.

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Barfußschuhe in Groß und Klein

P hat im Herbst 2016, also vor einem Jahr, die Explorer bekommen. Damals waren sie noch etwas zu groß, dafür konnte ich dicke Wollsocken (unsere geliebten Hirsch Trekkingsocken) als „Futter“ kombinieren, sodass die Schuhe auch für den Winter geeignet waren. Praktischerweise wuchsen die Füße im Frühling und Sommer der MyMayu-Größe entgegen und so passten die Stiefel ein volles Jahr lang, bis in den Herbst 2017 hinein. P trug sie aber nur, wenn es wirklich regnete oder sehr, sehr matschig war. Also nicht allzu häufig. Für kalte Matsch-Wintertage kamen eher die Naturino Rainsteps zum Einsatz.

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Hielten anfangs auch bei Hochwasser dicht

Anfangs lief P gut darin. Natürlich können sich Kinderbeine viel flexibler darin bewegen, als in klassischen Gummistiefeln. Doch die Begeisterung verflüchtigte sich recht schnell, denn mit der Zeit wurden die Knöchel-Zugbänder unzuverlässig. Nach wenigen Laufminuten weitete sich das Band und der Schuh darunter schlotterte und saß nicht mehr ordentlich am Kind dran. Vermutlich waren diese Schließen an den Bändern (Wie heißen die korrekt?) nicht mehr ganz funktionstüchtig und ich hätte sie ersetzen können. Wenn sie das einzige Problem gewesen wären… Da die Kordeln an beiden Seiten ungefähr gleich schnell locker wurden, vermute ich, dass es sich hierbei nicht um ein Montagsmodell handeln dürfte, sondern Programm ist.
Wie dem auch sei.

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Flexibel sind sie – da gibt es nichts zu bemängeln

Zur Wasserdichtheit muss ich sagen, dass die Schuhe von Anfang an am Schaft etwas durchlässig waren und ich sie regelmäßig imprägnieren musste. Das finde ich lästig, je nach Imprägniermittel nicht umweltschonend und kostenspielig. Klassische Regenstiefel sind halt einfach „dicht“. Gerade im Waldkindergarten stehen die Kinder ja doch an dem ein oder anderen Regentag 3 Stunden in der Pfütze – (unsere) MyMayus sind damit nicht klar gekommen.
Zuletzt noch mein größter Kritikpunkt: nach einem dreiviertel Jahr (sporadischen Tragens!) waren beide Schuhe an der Innenseite, im Knöchelbereich, löchrig. Denn an diesen Stellen reiben die „Regenjackenstoffteile“ immer wieder beim Laufen aneinander. Eventuell durch die Falten, die sich hier bilden? Ich weiß es nicht genau. Zumindest sind jetzt beide Stiefel mit Löchern im Obermaterial übersät. Das hält natürlich kein Wasser draußen. Nach einem Telefonat mit freizehn.de erstand ich ein Zeltreparaturset (McNett Seamgrip Seam Sealant) und versuchte die Löcher zu versiegeln. Das war eine klebrige, giftig stinkende und schmutzige Arbeit – ganz abgesehen davon, dass neben dem Imprägniermittel nun auch noch dieses Mittelchen gekauft werden musste – das (bei uns) nichts brachte. Ich werde die Reparatur-Prozedeur eines schönen Tages wiederholen, doch nach dem ersten Mal waren die Schuhe ebenso wasserdurchlässig wie davor. Am Socken konnte man genau sehen, dass das Wasser an den wohl nicht korrekt gekitteten Stellen eingetreten war. Tja.
Eigentlich ist das schon eine ganze Menge Gemecker, aber ich möchte noch ergänzen, dass mir die Form der Zehenbox nicht zusagt. P hat an den Kleinen Zehen zu wenig Platz.

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Hier die Löcher, die „reparierten Löcher“ und die Form der Zehenbox.

Ich will mal zusammenfassen:

Gut finde ich an den MyMayu Explorer

– dass sie leicht und
– super flexibel sind. Und sind somit wunderbar fürs Einpacken und Mitnehmen geeignet.
– sich Kinder grundsätzlich sehr gut darin bewegen können.
– dass die Sohle sehr weich ist.

Schlecht finde ich an den MyMayu Explorer

– dass sie vorne relativ schmal geschnitten sind.
– dass sie – vor allem auf Dauer – nicht ausreichend wasserdicht sind.
– dass das Obermaterial bei uns schnell kaputt ging.
– dass der Gummi-Kordelzug sehr bald nicht mehr funktioniert hat.
– dass vor allem kleinere Kinder selbst nicht so einfach hineinschlüpfen können, wie in normale Gummistiefel.
– den hohen Preis.

Wir werden die MyMayus in absehbarer Zukunft vermutlich nicht noch einmal kaufen. Leider wird das bestehende Paar auch nicht an den kleinen Bruder weiter vererbt werden können. Deswegen und dafür, dass sie nicht jeden Tag getragen werden, sind mir die Regenstiefel zu teuer. Wir testen als Nachfolger normale Kautschuk-Gummisteifel von Bergstein aus. Diese sind zwar etwas zu schmal für P, aber werden ansonsten gerne getragen.

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Mit warmen Socken auch im Winter tauglich.

Wie sind eure Erfahrungen mit Gummistiefeln? Viele Kinder lieben sie ja. Als P sein erstes Paar anprobierte, mit rund 14 Monaten, kannte er nur Lederschläppchen und Behrens Lana. Ich glaube, er stand damals 5 Minuten stocksteif da und bewegte sich keinen Millimeter. Danach fand er die bunten, unbequemen (?) Dinger super und zog sie bei jeder Gelegenheit selbst an. E trug die ersten 18 Lebensmonate die Playshoes Regenüberzieher über seinen Socken, bevor diese zerschlissen waren. Das fand ich eigentlich ganz cool. Habt ihr noch gute Tipps für bezahlbare Barfuß-Gummistiefel?

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