Öko-Ausstattung im Herbst und Winter – ein Resümee

Habt ihr sie bemerkt? Mörikes blaue Bänder? Der Frühling ist da! Zugegeben, hier im südöstlichsten Eck von Deutschland zieht der Lenz immer als erstes ein, doch auch im Rest von Mitteleuropa dürften mittlerweile die Heuschnupfennasen aktiv sein.
Es ist für mich die Zeit, mein Öko-Experiment zu resümieren. Ich hatte ja versucht, mit Kleidung aus möglichst natürlichen Stoffen meinen Waldbuben durch den Winter zu bringen.

Ich habe mal zwei typische Outfits fotografiert, für verschiedene Temperaturen:

Ein Outfit für rund 6 Grad Celsius
Ein beispielhaftes Outfit für rund 6 Grad Celsius


Das hatte P zum Beispiel bei ungefähr 6 Grad an. Eine dicke Frottee-Leggings (1) und eine normale Baumwollhose (2) reichen für die Beine aus. Normale Socken (3) und mit Fell gefütterte ZeaZoo Yeti (4) haben die Füße stets warm gehalten (dadurch, dass P Barfußschuhe trägt, benötigt er – wegen der besseren Durchblutung der Füße – oft weniger dicke Socken). Obenrum zuunterst ein Hemdchen aus Wolle und Seide von Natur & Co (5), ein ganz normales Baumwoll-Shirt (6) und die HessNatur-Wollfleecejacke (7), die P sehr liebt. Für die kühlen Morgenstunden gibt es Wollhanschuhe von CeLaVi (8) – die funktionieren natürlich nicht bei Nässe. Und die dünne Wolle-Seide-Schlupfmütze von Pickapooh (9) ist klasse: hält warm, passt unter einen Fahrradhelm und kann nach Belieben wie eine Kapuze auf- und abgezogen werden.

Ich muss dazu sagen, dass es mir relativ egal ist, wenn die Baumwollhose mal schmutzig wird. Im Wald findet sich in der Regel nur Erde und Sand, um sich damit einzuschmieren und das sind Flecken, die sich problemlos herauswaschen lassen. Natürlich kann an einem Ast mal ein Loch entstehen. Das ist uns zwar noch nicht passiert, aber ich könnte damit leben. Trotzdem werde ich P demnächst eine robuste Hose von Engelbert Strauss kaufen – zum Ausprobieren. Aber irgendwie traue ich so einer Hose nicht zu, dass sie gemütlich und flexibel ist. Deswegen tragen meine Söhne auch quasi nie Jeans. Ich finde, Kleidung sollte ein Kind nicht in seinem Bewegungsdrang einschränken. Aber egal, ich schweife ab.

So. Zweites exemplarisches Outfit. Dieses Mal für die kräftigen Minusgrade, also zum Beispiel -10 Grad Celsius:

Brrr...bei rund -10 Grad Celsius bleibt P so schön warm.
Brrr…bei rund -10 Grad Celsius bleibt P so schön warm

Wenn ich das Bild sehe, ist mein erster Gedanke: Ich ziehe nach Spanien. Findet ihr nicht auch, dass es das schlimmste am Winter ist, dass man seine Kinder gefühlt eine halbe Stunde anziehen muss, bevor man aus dem Haus kommt? Aber die vielen Schichten sind wenigstens relativ dünn und flexibel. Ich mag lieber einige Wollschichten, die bei Bedarf reduziert werden können, als eine dicke Schneehose bzw. Winterjacke.

Hier haben wir eine dicke Frottee-Leggings (1), eine gestrickte Wollhose von Natur und Co (2) und eine Wollwalkhose von Disana (3), bei der ich in die Hosenbeine Gummis eingenäht habe, damit Wind und Schnee draußen bleiben. Obenrum wieder ein Hemdchen aus Wolle und Seide von Natur & Co (4), ein Wollpullover (von meiner Mama gestrickt (5)) und die superwarme Wollwalkjacke von Wollkids.de (6). Dazu ein gestrickter Loopschal (wieder von meiner lieben Mama gestrickt (7)). Auf den Kopf kommen die dünne Wolle-Seide-Schlupfmütze von Pickapooh (8) und die dickere Woll-Schlupfmütze von Natur und Co (9). So kann die dicke Mütze bei Bedarf, zum Beispiel beim Radfahren unterm Fahrradhelm oder wenn es doch etwas wärmer wird, heruntergeklappt werden. Ich liebe Loops und vor allem Schlupfmützen, denn diese Teile gehen nicht so schnell in den Tiefen des Waldes verloren.
Weiter geht es mit den dicken Polyester-Thinsulate-Ski-Fäustlingen von Color Kids (10), die ich einfach im nächsten Kindermodeladen gekauft habe. Wir hatten zwar auch mal Wollwalkfäustlinge, aber die waren nicht wasserdicht genug für den Winter. Natürlich sind Fäustlinge nicht so cool für die Feinmotorik, eventuell kaufe ich deshalb nächstes Jahr Skihandschuhe mit „Fingern“. Ich habe auch schon von der Idee gelesen, Wollhandschuhe unter Matschfäustlingen zu tragen. Für uns haben die „normalen“ Fäustlinge dieses Jahr ihren Zweck erfüllt. Ich denke, die Naturvariante dazu wären Fellhandschuhe, wie sie Inuits tragen… Wo bekommt man so etwas? 😉 Um die Zehen auch beim Nicht-Rennen warm zu halten, gibt es etwas dickere Socken (11), Wollsocken von Hirsch mit gefilzter Sohle (Großartig! 12) und ZeaZoo Yeti (13).

Puh – ich muss mal diesen Haufen auf eine Waage legen.

Wenn es nass oder matschig ist, ist es nie bitterkalt. Bei -10 Grad ist nämlich jede Pfütze ein Schlittschuhplatz. Wenn es also ab 2 Grad matschig oder nass wird, kommt einfach eine Regenmontur über die übliche Winterkleidung. Bei 2 Grad reichen bereits die rote Wollfleecejacke und die Wollstrickhose als wärmste Schicht unter der Matschhose und der Regenjacke von CeLaVi, sodass es nicht zu gepresst oder eng wird. Ich habe nur ungefütterte Regenkleidung, die auch bei einem Sommerregen benutzt werden kann. Da CeLaVi bei Stiftung Öko-Test vergleichsweise gut wegkam, habe ich von diesem Set bereits 3 Garnituren in verschiedenen Größen.

Regenschutz - nicht so richtig natürlich, aber wasserdicht
Regenschutz – nicht so richtig natürlich, aber wasserdicht

Und zu guter Letzt: das leidige Thema Schuhe. Wir sind ja Barfußschuhfans. Für kalte Temperaturen hat P drei Paar Schuhe zur Auswahl. Die ZeaZoo Yeti (2) sind mit ihrem Fellfutter immer warm genug und dabei butterweich. Sie sind leicht an- und auszuziehen und wenn das Leder regelmäßig gefettet wird, auch relativ wasserabweisend. Für richtige Nässe gibt es die MyMayu Explorer Boots (3). Das sind richtige Regenschuhe und erfüllen die Barfußschuhstandards. Da sie nicht gefüttert sind, ziehen wir bei Kälte immer die grünen Hirschsocken darunter. Für nasse, eiskalte Tage, haben wir mit den Naturino Rainsteps (1) noch ein Notfallpaar Schuhe, falls die anderen Treter zum Beispiel noch nicht trocken sind. Es sind absolut keine Barfußschuhe. Aber sie haben eine relativ biegsame, weiche Sohle, sind fast wasserdicht, warm, leicht an- und auszuziehen und gebraucht für einen Appel und ein Ei zu erstehen. Letzteres ist mir bei Notfallschuhen wichtig. Die ZeaZoo und MyMayus reißen nämlich leider kleine Löcher in den Geldbeutel…

SchuheWinter
(Not-)Naturino Rainsteps, ZeaZoo Yeti und MyMayu Explorer – reichen voll und ganz für unseren Winterwald

Insgesamt kann ich sagen: Nächstes Jahr werde ich es wieder so machen. Abgesehen von den Teilen, die wasserdicht sein sollen, klappte es mit Wolle, Leder und Co. wunderbar. Was mir besonders gefällt: Wolle gleicht aus und wenn ich mich doch einmal mit der Wetterprognose vertan habe und es überraschend warm wurde, schwitzte P nicht sofort.
Da ich vorm Winter die Wollwalkkleidung mit einer Wollkur behandelt habe, wurden Ps Winteroutfits eigentlich nie nass. Nur die Regenhose und die MyMayu-Regestiefel mussten einmal nach einem längeren Sitzbad in einer Pfütze kapitulieren und die darunter liegende Strickhose sog sich an den Beinen mit Wasser voll. Da P nicht bis in den späten Nachmittag hinein im Kindergarten ist, war das in unserem Fall aber kein Problem.
Was ich noch erwähnenswert finde: Wolle-Seide-Unterwäsche ist gerade für den Winter so wunderbar, weil Baumwolle, die durch Schweiß feucht wird, eiskalt am Körper werden kann. Im Hosenbereich ist das für uns leider keine Option, weil bei einem dreijährigen Buben die Hosen einfach auch mal von innen nass werden können, und sehr häufiges Waschen der Qualität von Wolle natürlich nicht zuträglich ist. Aber die Wolle-Seide-Hemden tragen bei uns beide Kinder von Herbst bis Frühling immer. Tagsüber und auch nachts.

Doch so wunderbar das geklappt hat und so schön Schnee sein kann, ich muss sagen: Gut, dass endlich der Frühling da ist!

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Die scheinbar feuchte Hose ließ keinen Tropfen Wasser bis zu den unteren Kleidungsschichten

5 thoughts on “Öko-Ausstattung im Herbst und Winter – ein Resümee

  1. Liebe Jenny,
    vielen Dank für diesen langen Beitrag, ich habe interessiert gelesen.
    Meine Jungs sind nun seit einem Monat im Wald und ich glaube, ihnen gefällt es, mir auch 🙂
    Bei den Schuhen habe ich auch das Gefühl, dass ihnen wirklich die Bobux am besten gefallen, besser als die harten Stiefel.
    Und Wolle-Seide habe ich auch schon entdeckt.
    Was hälst du eigentlich von der Marke Icebreaker?
    Wo kaufst du die Hirschsocken? Ich bin gerade am Stricken von Pullovern (eine Herausforderung bei Zwillingen…) und will auch Socken stricken. Ich hoffe, sie werden auch getragen. Nähen ist leider nicht meine Stärke, ist das aufwändig mit dem Nähen an der Disana Hose? Was hälst du von der Reiff Fleecelatzhose, meinst du man könnte die ebenfalls einsetzen?
    Und wo kaufst du soviel gebraucht? Ich finde auf den Basaren nie so tolle Angebote.
    Liebe Grüße
    Henriette

    1. Hallo Henriette!

      Ich freue mich für dich und deine Buben (Zwillinge? Ich sage nur: du hast meinen Respekt). Mir ist in unserem Waldkindergarten aufgefallen, dass es rund 2 bis 3 Monate gedauert hat, bis die Gruppe (die ja neu entstanden ist) „richtig“ waldtypisch kreativ gespielt hat. Für viele Kinder war es nämlich erstmal schwierig, mit Stöcken, Steinen oder Erdhaufen etwas anzufangen. Eigentlich ist das sehr erstaunlich, wiees in dem Alter schon zu bemerken ist, dass unser Nachwuchs heute einfach vor allem mit vorgefertigtem Spielzeug spielt…

      Die Hirschsocken habe ich in einem kleinen Laden hier bei uns gekauft, du bekommst sie aber in diversen Onlineshops. Google einfach „Hirsch Trekking Socken“. Gestrickte Socken scheinen mir auch eine gute Alternative zu sein. Hast du keine Oma für so etwas? 😉 Meine Mama und meine Großmutter sind glücklicherweise stricksüchtig. Ich bin in diesem Bereich erschreckend untalentiert. Übrigens auch im Nähen. Aber so eine Hose umzunähen und ein Gummiband durchzufädeln ist wirklich sehr, sehr einfach. Nächstes Jahr kommt eventuell eine Hose von Wollkids für mich in Frage… Die haben nämlich auch ganz nette Modelle, die nicht erst umgebaut werden müssen. Aber jetzt ist erstmal Frühling.

      Von Icebreaker haben wir noch nichts, ich kann dir dazu leider nichts sagen.

      Danke für den Tipp mit der Fleecelatzhose – die sehen ja sehr süß aus! Ich hätte nur ein wenig Sorgen wegen des Materials. Wollfleece ist nämlich etwas weniger dicht und warm als Wollwalk. Dafür aber weicher. Trotzdem ist die Latzhose bei mir abgespeichert.

      Und zuletzt: ich bin ebay Kleinanzeigen-Fan. Basare finde ich etwas stressig – das Internet bietet eigentlich alles. Ich speichere auf der ebay-App am Handy einfach eine Suche ein und das liebe Smartphone sagt es mir dann sofort, wenn irgendjemand gesuchtes Ding zum Verkauf anbietet. Aber nicht weiter erzählen.

      Danke, liebe Henriette für dein geduldiges Interesse an meinem langsam wachsenden Blog. Ich weiß ehrlich nicht, wie andere Blogger mit kleinen Kindern das machen – ich finde so selten richtig Zeit für ein paar Gedanken und abends möchte ich, ehrlich gesagt, einfach nur faul herum liegen und gar nichts tun.

      Liebe Grüße
      Jenny

  2. Dieser Post rettet mein inneres Bild von mir selbst.
    Mein Kind kommt im September in den Waldkindergarten und bisher stehe ich mit meinen Öko-Hippie-Naturzeugs-Gedanken komplett allein. Ich war schon fast dabei, ebenfalls wie alle anderen auf Plastik umzusteigen, weil ich so Angst vor dem kalten Winter hatte. Aber mit diesen Beispielen kann ich mir das jetzt doch wieder vorstellen. VIELEN DANK!
    Ich habe aber noch Fragen:
    Lässt du deinen Sohn ohne Regenhose und Regenjacke in den Wald? Auch bei Schnee? Vertraust du da auf die Walksachen?
    Ist es auch mal schiefgegangen und du hast ein schnatterndes, tropfendes Kind abgeholt?
    Die Walkjacke war uns die vergangenen Winter nicht warm genug, da muss ich jetzt nochmal gucken.
    Und hattet ihr auch mal eine Lederhose? Die finde ich ja ganz toll!
    Gruß, zwerg

    1. Danke für deinen Kommentar! P trägt bei Regen, direkt nach einem Regen oder bei richtig nassem Matsch Regenkleidung. Kalter Schnee ist ja an sich recht „trocken“ und wenn die Walkkleidung mit Lanolin behandelt wurde, hält sie das ganz locker aus. Sogar ein kleiner Regen kommt normalerweise nicht durch gefetteten Wollwalk. Soweit ich mich erinnern kann, hatte P einmal richtig nasse Hosenbeine -was ihm aber herzlich egal war. Da hatte er eine Wollstrickhose unter der Regenhose und den Regenstiefeln an. Da die äußere Schicht verrutscht ist, konnte sich die Wollhose schön mit Wasser vollsaugen und brauchte danach auch ein paar Tage zum Trocknen. Das hat aber natürlich nichts mit unserer Ökokleidung zu tun. Die Walkhose und -jacke hat uns – soweit ich mich erinnere – tatsächlich nie im Stich gelassen! Übrigens kann ich wirklich absolut die Winterjacke von wollkids.de empfehlen (von denen ich leider nichts für diese Werbung bekomme =) ) – die ist viel wärmer, als scheinbar ähnliche von Disana und co.

      Die Lederhose ist so ein Thema… Wir haben eine Pumphose aus Ziegenvelourleder, die ich nicht so gerne mag. Über ebay Kleinanzeigen haben wir selbige günstig gekauft. Das Velourleder verkraftet Nässe nicht und es färbte ab, als ich es imprägnieren wollte. Was da wohl für Stoffe drin sind? Ich würde ausgesprochen gerne mal eine „richtige“ Lederhose ausprobieren. Wir wohnen sogar recht nah an einem der bekanntesten Hersteller. Abhalten tun mich davon bisher: der hohe Preis, die Frage nach dem Waschen (mit 3 kann eine Hose manchmal noch von innen nass werden) und die Frage, ob das Leder wohl bequem und flexibel genug ist. Ich hasse nämlich ungemütliche Kleidung, P kaufe ich nicht einmal Jeans. Aber ich bin sehr interessiert an dem Thema.

      Viele Grüße
      Jenny

  3. Ich möchte dir noch eine Alternative zu den Gummihosen hierlassen: Kinderlederhosen.de bringen deinen Buben trocken und in Wohlfühlklima durch die nassen und feuchten (wärmeren) Waldtage.

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