Mein Sohn kommt in den Waldkindergarten!

Was bin ich aufgeregt! Sofort möchte ich alles notwendige kaufen: warme Winterausrüstung (Ist seine Wollwalkkleidung für den Wald geeignet?), neue Edelstahlbrotdosen (Oder sind die zu schwer?) und einen tollen Rucksack (Gott sei Dank, da gibt es eigentlich nur einen sinnvollen auf dem Markt!). Außerdem muss ich mich dringend mit der Frage beschäftigen, wie ich Abwechselung ins Vesper bringe. Mit Schaudern erinnere ich mich an die ewig gleichen, faden Pausenbrote meiner Kindheit. Was für Schuhe braucht man überhaupt in der Kindergartenwildnis? Wanderschuhe oder welche mit besonders flexibler Sohle? Thermogummistiefel? Teuer, wegen der Qualität, oder günstig, weil die lieben Kleinen ja eh gleich wieder herauswachsen? Und wie ist das mit den Impfungen?

Wah!

So ungefähr klingt es zur Zeit in meinem Kopf. Mein großer Bub kommt im Herbst, mit drei Jahren, in den Waldkindergarten. Nicht irgendeinem, denn dieser hier wird erst ab September neu aufgebaut. Er ist quasi in der Beta-Phase und wir Eltern können uns noch einbringen und die Entwicklung dieser ganzen Sache mit beeinflussen. Zur Zeit gibt es auch nur 4 fixe Kinder, die mit im zweiwöchigen Turnus wechselnden 6 Kindern aus dem nahen „normalen Mutterkindergarten“ aufgefüllt werden. Im Laufe der Zeit sollen sich aber natürlich noch weitere Eltern trauen.

Ich traue mich auf jeden Fall nicht nur, sondern bin absolut begeistert von der Idee des Waldkindergartens. Natur pur, unbefleckt von Chicco-Spiezeug und viel zu engen Wänden – klingt das nicht herrlich? Stattdessen Regen, Sonne, Wind, der Duft von Waldboden und totem Holz, zwitschernde Vögel und brummende Insekten. Wie das die Sinne anregt! Jeder Schritt erfährt einen anderen Untergrund. Steine, Äste und Unebenheiten fordern und fördern das Gleichgewicht und das Körpergefühl. Was kann ein Ast alles sein? Kochlöffel? Schiff? Oder eine Heckenschere? Was könnte es schöneres geben? Ich bin da ganz bei Rousseau: Zurück zur Natur!

Trotzdem gibt es tausend offene Fragen zu diesem Thema. Und weil ich im Web noch nicht DEN Blog gefunden habe, der mir hier sehr weiter zu helfen vermag, dachte ich mir: Mach doch du einfach, Jenny!

Und ich vermute, dass mich der Blog noch weiter plaudern lässt. Über Montessori- oder Pikler-Pädagogik, Windelfrei, Tragen, Familienbett und Langzeitstillen, BLW und den ganzen anderen Öko-Kram.

Ich bin zuversichtlich, viele spannende Beiträge liefern zu können. Theoretisch. Wenn die Kinder Lust haben zu schlafen…)

3 thoughts on “Mein Sohn kommt in den Waldkindergarten!

  1. Was für eine großartige Eröffnung für diesen Blog, ich liebe deinen Schreibstil!

    Dein Text fühlt sich an wie ein wilder Tanzpartner, der einen federweich über das Parkett wirbelt. Er wechselt so verspielt zwischen mitreißenden Schrittrhythmen und poetischen Schwebefiguren, dass sich alles zusammen wie eine einzige homogene Bewegung wirkt.

    Oder wie der Gesang eines begabten Wolfskindes, welches ein zufälliger Zeuge wohl als eine Melange dieser und jener populären Sänger beschreiben müsste, weil ihm aus seiner kulturellen Prägung heraus die Sprache fehlen würde, das Empfundene angemessen zu benennen.

    Natürlich würde so eine Beschreibung dem Gesang des Wolfskindes nicht gerecht, weil sie ja am Kern vorbei argumentiert. Daher möchte ich hier gar nicht weiter über den Stil schwadronieren. Bitte schreibe weiter deine Perlen. Ich bin gespannt was noch kommt.

    1. Vielen Dank, genau so eine Reaktion hatte ich mir erhofft. Ich bin auch auf weitere Kommentarperlen deinerseits gespannt.

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