Wir sind mitten im Winter, das Thermometer darf endlich wieder das Minuszeichen anzeigen und der gefallene Schnee wechselt stetig von Eis zu Matsch. Mein Öko-Experiment ist in vollem Gange! Neben möglichst kunststofffreier Kleidung (kleine Ausnahmen werde ich mal in einem anderen Beitrag besprechen), begeistere ich mich auch für Barfußschuhe. Schuhe sollten aus meiner Sicht vor Kälte und Verletzungen schützen und ansonsten in keiner Weise die Entwicklung des Ganges, der Muskulatur und der Knochen beeinflussen. Naja, es wäre natürlich auch schön, wenn sie nett anzusehen sind.
Da die Lana vom Lederhandwerk Behrens nicht mehr in Ps Schuhgröße erhältlich sind und sie eventuell auch zu rutschig für ein wildes, großes, dreijähriges Waldkind wären, musste dieses Jahr ein neuer Stein der Weisen her. Winterbarfußschuhe für Kinder gibt es ja mittlerweile einige auf dem Markt. Filli zum Beispiel. Die saucoolen Wildlinge. Oder die wunderhübschen Bobux – obgleich diese eine etwas festere Sohle als die „echten“ Barfußschuhe haben. Ps Füße schränken mich in der Auswahl aber ein wenig ein, denn sie sind ausgesprochen breit.
Deswegen verglich ich in dem Onlineshop freizehn.de die Breite der unterschiedlichen Innensohlen und entdeckte, dass vom angebotenen Sortiment nur die ZeaZoo in Frage kommen. Diese sind großzügig geschnitten, mit einer Vibram-Barfußsohle ausgestattet und – was mir besonders gefällt – aus Leder und, je nach Ausführung, mit Fell oder Wolle gefüttert. Juhu! Naturmaterialien! Mit denen kenne ich mich aus. Das Einfetten und Pflegen von Lederschuhen bin ich bereits von den Behrens Lana gewöhnt und ich muss euch sagen: ich liebe es, Schuhe einzufetten. Irgendwie hat es etwas meditatives und es fühlt sich gut an, sein Hab und Gut mit ein wenig Einsatz wieder aufzuwerten. Bei Kunststoffschuhen kann man dem naturgemäßen Verfall einfach nur tatenlos zusehen. Aber wenn so ein Paar Lederschuhe einen nassen oder schmutzigen Tag hinter sich hat, kann man es mit ein wenig Tapir Lederfett, einem alten Lappen und etwas Liebe wieder hegen und pflegen. Ein weiteres Plus: Leder passt sich dem Fuß an.
Einziges Manko bei den ZeaZoo: sie gefallen mir nicht. Richtig hässlich sind sie nicht, nein, es ist nicht Spiderman oder Bob der Baumeister darauf gedruckt, aber ich finde sie in ihrer Aufmachung etwas plump und dieser Wulst über den Zehen überzeugt mich auch nicht. Aber egal! Die Alternative sind Schuhe, die drohen, meinem P die Zehen leicht einzuquetschen. Und nach einigen Monaten in einengenden Schuhen kann so ein Kinderfuß bereits verformt sein.
Ich bestellte also die ZeaZoo beim bulgarischen Hersteller direkt und bin begeistert, wie freundlich und entgegenkommend die Chefin des kleinen Familienunternehmens ist. Unsicher legte ich zum Beispiel eine Wollfilzeinlage extra in den Warenkorb, für die ganz kalten Tage. In der Bestellbestätigung klärte sie mich jedoch auf, dass dies für die von mir georderten Schuhe gar nicht nötig sei, weil diese auch an der Innensohle mit Fell ausgekleidet seien. Zudem gibt man im Bestellprozess die tatsächlichen Maße des Kinderfußes an und ZeaZoo prüft dann, ob man auch wirklich die richtige Größe gewählt hat. Alles ganz persönlich und wahnsinnig freundlich in astreinem Englisch.
Ich wählte übrigens die Yeti mit „sheepskin“, also echtem Schafsfell inkusive Schafshaut. Das Design durfte P wählen und er entschied sich für Graugrün mit Gelb. Eigentlich wünschte er sich zusätzlich einen aufgenähten Drachen oder Dino, doch da musste er mit mir einen Kompromiss eingehen – schließlich sollen die Schuhe in zwei Jahren auch noch dem kleinen Bruder gefallen.
Summa summarum ergab das einen Endpreis von 82,20 €, der Versand hatte dabei einen Anteil von 7 Euro, außerdem gibt es eine 5%-Gutschrift für den Code „FREIZEHN“. Teuer? Ja. Aber ich kann damit leben und weiß, dass ich meinen Kindern etwas sehr wertvolles damit schenke: den Versuch, ihren Körper möglichst sorgsam zu behandeln um ihnen damit die richtige Basis für eine gesunde Zukunft zu schenken. Mens sana in corpore sano!
So, jetzt aber: Wie sind die Schuhe nun? Also, zuerst einmal war ich davon überrascht, wie wenig hässlich sie sind. Ich finde sie mittlerweile sogar richtig süß, irgendwie. Ich hätte natürlich eine andere Farbe gewählt, aber optisch sind sie echt nicht so übel. Und da Geschmäcker unterschiedlich sind, bekamen wir sogar ein paar Komplimente bezüglich der ZeaZoo. Das Schuhwerk ist qualitativ natürlich astrein und schööön weich. Das Leder fettete ich erst täglich, dann mit wachsenden Intervallen und mittlerweile nach Bedarf mit Tapir Lederfett ein, dadurch ist es geschmeidig und wasserabweisend. Warm sind sie allemal. Dadurch, dass in diesen Schuhen Platz vorhanden ist und sie so flexibel sind, können und müssen sich die kleinen Füße ständig bewegen, werden dadurch viel besser durchblutet und nicht so schnell kalt. P trägt bis zirka 5 Grad ein Paar warme Socken darin, für kältere Tage gibt es noch ein Paar normale Baumwollsocken dazu. Gefroren hat er damit noch nie.
Durch die Imprägnierung mit Fett, wenn man so will, verträgt das Schuhwerk Feuchtigkeit und Matsch. Wenn es aber richtig siffig und nass wird oder es regnet, holen wir lieber Gummistiefel (genauer MyMayus) aus dem Schrank. Selbst ein paar Sekunden knöcheltief im See wurden von den ZeaZoo gut weggesteckt. Nur an den Zehenspitzen schien es mir innen ein wenig feucht geworden zu sein. Bisher drang erst einmal die Nässe bis zu den Wollsocken meines Sohnes durch (aber nicht bis zu den Füßen, denn die Socken halten das Wasser recht lange zurück): als er von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr draußen im Schnee und bei rund 3 Grad unterwegs war.
Bewegen kann er sich darin sehr gut. Die Knöchel werden nicht „gestützt“ (= eingeschränkt) und die Sohle ist flexibel und hat Grip. Kein Rutschen! Das Gewicht ist natürlich viel, viel geringer, als das von dicken Winterstiefeln oder so etwas wie Kamiks. Und die Schuhe lassen sich auch von einem Dreijährigen leicht alleine anziehen.
Was mich etwas stört, ist diese „Fläche“ die sich auf dem Fuß vorne designbedingt bildet. Die Naht über den Zehen führt dazu, dass Schnee, Dreck und Regen nicht so einfach hinunterfallen oder -rinnen können. Ich bin da oft versucht, entsprechend den Schuh abzuklopfen. Aber im Waldkindergarten klappt es auch ohne meine Bemühungen wunderbar und die Schuhe sind an diesen Stellen einfach etwas schmutziger.
Was ich nicht empfehlen kann: die Schuhe zum Outdoor-Bobbycarfahren zu nutzen. P fährt jeden Tag Laufrad und nach einem Wachstumsschub schliff er beim Dahinrollen einige Zeit lang mit Wonne mit seinen Fußspitzen über den Boden, der auch mal aus Beton ist. Irgendwann zerstörte das natürlich die Naht vorne. Ich schrieb ZeaZoo, die mir sofort einen finanziellen Ersatz, eine Reparatur oder einen Rabatt für den nächsten Kauf anboten. Die Freundlichkeit, der Service und das Entgegenkommen waren vorbildlich! Glücklicherweise sind wir durch unsere Verwandtschaft mit einem ausgezeichneten Schuster gesegnet und so konnten wir schnell und günstig den Schaden beheben. Ein „normaler“, eventuell etwas überakkurater Schuhmacher hatte uns erst ein Angebot von 60 Euro unterbreitet…
Nachdem wir den Laufradsattel wieder etwas höher gestellt hatten, war das Nachschleifen der Schuhe Gott sei Dank kein Thema mehr.
Mein persönliches Fazit:
Ich mag die Schuhe, P mag die Schuhe. Sie sind nicht die günstigste Wahl, aber für Kinder mit breiten Füßen ist es meine absolute Empfehlung für den Winter. Auch und gerade für den Wald! Mit diesem Schuhwerk kann man weiterhin klettern und auf rutschigen Baumstämmen balancieren. Es wird nicht gefroren und bei guter Pflege bleibt das schlechte Wetter samt Matsch außerhalb des Fellfutters. Und das wichtigste: das Gefühl für Bewegung bleibt erhalten, Außenreize wie Stöcke und Steine werden erlebt, der Körper bleibt auch am untersten Ende in Aktion. Wer möchte, kann die ZeaZoo Yeti ja auch in einem unauffälligen Schwarz bestellen…
Der Übersichtlichkeit halber nochmals wichtige Links:
Zeazoo: https://www.zeazookids.com/shop/
Freizehn: http://www.freizehn.de/
Wir haben die Stiefel auch für unseren Sohn gekauft. Die halten die Füße selbst bei -16 Grad und normalen Baumwollsocken schön warm. Habe für mich ganz ähnliche SchUhr gekauft und ziehe darin auch nur dünne Socken an, klappt wunderbar 😊. Und ich finde sie auch vom Optischen her sehr schön.
Liebe Sabrina!
Welche ganz ähnlichen Schuhe hast du für dich gekauft? Bin noch auf der Suche nach einer Alternative zu Leguanos im Winter..
Gruß,
Jule
Hallo Jule,
bitte entschuldige, sehe Deinen Kommentar jetzt erst.
Ich habe für mich Winterboots von Thedrifterleather.com bestellt.
Ich habe auch Schuhe von The Drifter Leather und bin mit selbigen zufrieden!
Hallo freudig bin ich grade auf deinen Blog gestoßen auf der Suche nach Tipps für mein baldiges Waldkind 😉. Ich würde mich sehr über eine Liste voll Empfehlungen freuen und einen Bericht über Wollwalk als Winterjackenmaterial, denn ich grübel auch schon seit geraumer Zeit ob ich A* was aus Wollwalk kaufe. Bisher sind wir da auch immer gut mit gefahren. Freue mich über Antworten
Hallo Jenny,
meine Jungs haben die ersten im Wald „hinter sich“ und es gab hier sogar Mitte April noch einmal Schneeregen, buahh.
Witzig ist, dass ich Ihnen entgegen deiner Empfehlungen Wanderschuhe von Decathlon und Jack Wolfskin gekauft habe, die Bobux-Schuhe aber viel lieber angezogen werden. Solange es jetzt trocken ist und nicht zuuu kalt (morgens gerne noch Minusgrade) ergebe ich mich dem Thema 😉
Vielleicht sind die Zeazoo dann auch etwas für uns für den Winter.
Ich schließe mich Melli Ha an, ich freue mich auch über weitere Tipps und Tricks.
Momentan fahre ich auch schon gut mit den ganzen Wollsachen wie langärmligen Hemden usw. Da das ganz dünne Schichten sind, kann man die super übereinander ziehen und im Zwiebelprinzip auch wieder aus.
Bei Hosen bin ich allerdings noch ratlos, aktuell tragen sie eine Wollstrumpfhose und eine Walkhose drüber. Aber manchmal wird es doch schon recht warm… und Hosen kann man schlechter ausziehen.
Liebe Grüße
Henriette